Schützenwesen

Die Entstehung des Schützenwesens:

Das Mittelalter war in diesen Breiten eine unruhige Zeit. Überfälle und Kriege kamen für die Bevölkerung oft unerwartet. Da der Landesherr oft nur ein kleines Heer aufgestellt hatte und dieses nur zur Erhaltung seiner eigenen Machtinteressen einsetzte, mussten sich seine Untertanen selbst verteidigen. Dies führte dazu, das sich die Männer begannen, den Umgang mit Waffen zu üben. So schlossen sich dann in Schützenbruderschaften zusammen, um in diesem Rahmen regelmäßig die Kriegskunst zu üben.

Die Schützenfeste selber entstanden dadurch, das man der Bevölkerung natürlich den Trainigsstand zeigen wollte. Auch enthielt das Schützenfest schon immer den Brauch des Vogelschießens. Dem Schützen, dem es gelang, einen Vogel von einer hohen Stange, der so genannten Schießrute, herunter zu schießen, wurde zum Schützenkönig ernannt. Nicht selten konnte der neue König einige Vorzüge genießen: z. B. musste er ein Jahr lang keinerlei Steuern und Abgaben zahlen.

Die älteste Bruderschaft in Vorst ist die St. Sebastianus Schützenbruderschaft. Sie wird urkundlich zum ersten Mal im Jahre 1444 erwähnt. In dieser Bruderschaft werden zu Anfangs wohl alle Vorster Männer angehört haben. Um nun zu verstehen, warum es heute in Vorst zwei Junggesellen Bruderschaften existieren, muß ich ein bischen auf die damalige politische Lage eingehen:
Kehn war eine Bauernhonschaft, welche zwar dem Vorster Kirchenspiel angehörte, aber dem Amt Liedberg. Vorst dagegen war ein eigenständiger Ort mit eigenem Kirchenspiel und gehörte verwaltungstechnisch zum Amt Kempen. Der Grenzverlauf zwischen Vorst und Kehn wurde durch den Schleckbach markiert. Heute ist die Schleck bis zur alten Schlufftrasse kanalisiert. Beim Austritt aus dem Dorf verlief die Grenze rund um den Dell bis an das Broich.

 

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Eine besondere Anekdote ereignete sich im Jahr 1952, als die Bürger Junggesellen von den Kehnern herausgefordert wurden, einen Nachweis zum Gründungsjahr vorzulegen. Selbstverständlich fühlten sich die Bürger beleidigt und wurden schließlich in alten Unterlagen fündig. 1914 fand der damalige 1. Vorsitzende Peter Schiffer eine in Latein abgefasste Urkunde. Nach eingehender Prüfung stellte sich heraus, dass die Bürger Junggellen, damals noch als „Neu-Kempische Schützen“, sich tatsächlich im Jahr 1564 von den Sebastianern abspalteten. Leider ging das lateinische Werk im Ersten Weltkrieg verloren. Allerdings versicherten mehrere Zeugen eidesstattlich und notariell beglaubigt, dass diese Urkunde existiert hat und es somit keinen Zweifel am Gründungsjahr der Bürger Junggesellen gibt.

Im Mittelalter stand jeder Zusammenschluß von Menschen unter der Obhut der Kirche. Aus diesem Grund verehrt auch jede Bruderschaft in Vorst einen Kirchenpatron, den sie zu ihrem Schutzpatron erwählte. So verehren die St. Sebastianer den hl. Sebastianus, die Kander den hl. Godehard und die Bürger die Muttergottes. So ziehen auch alle drei Bruderschaften seit jeher mit Waffen und ihrer Fahne bei der Fronleichnams- Gotthardusprozession mit, um das heilige Gut, den Geistlichen und auch den Gläubigen notfalls Schutz gewähren zu können und die Prozession vor Störungen zu bewahren.

Hierbei kam es in den vergangenen Jahrhunderten zahlreiche, auch blutige Streitigkeiten um die Ehre die Prozession anführen zu dürfen. Erst durch ein Urteil des Erzbischöfichen Gerichts aus dem Jahre 1763 ist es bis heute geregelt, das die Kehener Junggesellen die Prozession anführen dürfen.

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